Was ist Polydaktylie?

Normalerweise haben Katzen 18 Zehen: je fünf an den Vorder- und je vier an den Hinterpfoten. Es gibt aber auch Katzen, die mehr Zehen besitzen. Die sogenannte Polydaktylie, nach dem griechischen Wort für «Vielfingrigkeit», tritt besonders häufig in Teilen Englands und den USA auf. Polydaktylie bei Katzen gibt es in der Hamburger (Blumen, paddy-)-Form und in der Fäustling-Form, diese wird oft als Hemingway-Mutation bezeichnet, da der amerikanische Schriftsteller Ernest Hemingway einige Poly-Katzen mit Fäustling-Pfoten besessen haben soll. Verantwortlich an dieser Mutation ist ein dominantes Gen, das als Pd im Gencode bezeichnet wird. Wie alle dominanten Gene vererbt es sich in die nächste Generation. Reinerbige Katzen vererben es zu 100 Prozent und bei mischerbigen steht die Chance statistisch bei 50 Prozent, wenn nur ein Elternteil es hat. Polydaktylie kann bei allen Haus- und Rassekatzen vorkommen.

Der genaue Ursprung der Polydaktylie bei Maine Coons ist unbekannt. Erste Aufzeichnungen gehen zurück bis ins späte 19. Jahrhundert, als Maine Coons noch keine Rassekatzen im heutigen Sinne waren. Ihr Anteil in der amerikanischen Maine-Coon-Population lag in den 1950er-Jahren laut einer damaligen Erhebung bei rund 40 Prozent. Als die sanften langhaarigen Riesen in unsere Häuser Einzug hielten, wurden die überzähligen Zehen als Schönheitsfehler erachtet und nicht in den Zuchtstandard aufgenommen.

 Auch heute noch akzeptiert nicht jeder Zuchtverband die vielzehigen Tiere, auch wenn bereits zahlreiche internationale Rassenausstellungen sie in der Champion-Klasse zulassen. 

Maximal sieben Zehen pro Pfote

Das Wissen zu polydaktylen Maine Coons hat sich in den vergangenen Jahren gewandelt. Früher vermutete man, dass bei der Verpaarung von zwei Poly-Katzen zu viele Zehen entstehen könnten. Heute weiß man, dass es maximal nur sieben Zehen pro Pfote gibt. Es handelt sich nicht um einen direkten Gendefekt wie ursprünglich angenommen. Deshalb ist die Zucht nicht mehr untersagt und auch Verpaarungen mit zwei Poly-Katzen sind erlaubt. In der Tat ist die Polydaktylie der Maine Coon auf eine Punktmuta­tion an einem Steuerungselement für das sogenannte Sonic-Hedgehog-Gen zurückzuführen. Das ist unter anderem für die Ausbildung der Zehen zuständig. Das Kommando «stopp» erreicht das Gen schlichtweg zu spät, sodass meist auf der Seite des Daumens Zehen weitergebildet werden. Im Stammbaum werden diese Tiere dann neben dem Namen mit einem zusätzlichen «P» für Polydaktylie an zwei und «PP» für Polydaktylie an allen vier Pfoten gekennzeichnet.

Quelle: https://www.tierwelt.ch/artikel/katzen/zu-viele-zehen-404920