Über mich

Wir hatten bereits einen dickpfotigen Maine Coon Mix Kater, der zu 3/4 MCO und 1/4 Perser war, als unser jüngerer Sohn sehr krank wurde und für längere Zeit im Rollstuhl saß. Worauf unser Sohn sehr gut ansprach, war die Tiertherapie. Also besorgten wir eine kleine Maine Coon Katze und der Plan ging tatsächlich auf: Er bewegte sich immer besser, um mit ihr zu spielen und sie kratzte und biss ihn nicht, da Maine Coons genauso gutmütig sind wie Islandpferde. Nach und nach lernte er wieder gehen und ich beschloss, diese Tiere zu züchten, um Leuten mit Behinderung zu helfen. Es dauerte einige Zeit, bis ich draufkam, dass Maine Coons selbst durch Überzüchtung bereits erhebliche gesundheitliche Probleme aller Art haben. Und so begann die Suche nach möglichst unverzüchteten Maine Coons mit großer genetischer Vielfalt. 
Ich wurde fündig.

Warum unser Zuchtziel ein COI-Wert unter 10% ist:

coi steht für coefficient of inbreeding. Das ist der Inzuchtwert, der sich nur dann für eine Katze ermitteln lässt, wenn dieses Tier mit seinem Stammbaum in einer Datenbank wie pawpeds registriert wurde. Er ist umso höher, je mehr Inzucht und Linienzucht in den Ahnenreihen der Katze stattfand. Gut rückverfolgbare Stammbäume sind immens wichtige Werkzeuge im Kampf gegen Inzucht. Wir kennen das bereits von europäischen Adelsgeschlechtern wie den Habsburgern. 


Wird eine Rasse gebildet, so wird ein Rassestandard festgelegt, der die visuellen und/oder charakterlichen Eigenschaften einer Rasse beschreibt. Es werden Tiere, die diesem Standard entsprechen, im Zuchtbuch als Gründungstiere (=foundation animal, kurz: foundation) registriert, bis das Zuchtbuch geschlossen wird. Mit genau diesen Tieren wird dann selektiv gezüchtet, um bestimmte Eigenschaften der Nachkommen innerhalb der Rasse zu verbessern. Das bedeutet gleichzeitig, dass die genetische Vielfalt schrumpft, da mit Tieren, die diese Eigenschaften nicht ausreichend zeigen auch nicht weitergezüchtet wird. Das kann nun die Milchleistung bei Kühen betreffen oder den Jagdinstinkt und das Aussehen bei Hunden oder das möglichst rasche Wachstum bei Hühnern und Schweinen in der Mast.
Bei Rassekatzen betrifft es nahezu ausschließlich das Aussehen. Denn Mäuse jagen müssen sie nicht mehr.

Da bei jedem Individuum immer nur die dominaten Gene in Erscheinung treten, nicht aber die Rezessiven, hat man als Züchter und zukünftiger Tierhalter ein Problem: der Züchter sieht nur das, was die dominaten Gene am Äusseren des Tieres zeigen (Fell, Augen, Kieferstellung...) und kann bestenfalls ein paar fragwürdige Gentests oder Momentaufnahmen beim Tierarzt beisteuern, auf deren Grundlage das Tier für "gesund" erklärt wird. Welche Krankheiten das Tier aber dann doch bekommt und wie lange es lebt, sieht nur der Käufer. Landet das Tier bei einem weiteren Züchter, so führt das zur Weitervererbung aller Anlagen, auch der von rezessiven Krankheiten. Das Tier leidet an diesen zwar nicht selbst, aber Folgegenerationen können betroffen sein. Das passiert umso leichter, je näher beide Elterntiere miteinander verwandt sind. Dieses Zusammentreffen von gleichen (homozygoten) Genen fördert also Krankheiten. Durch das bewusste Gleichschalten von immer mehr Genen über Inzucht und Linienzucht entstehen neue Krankheitsmuster in Zuchtlinien, die nun ebenfalls weitergegeben werden. Der Mangel an Genvielfalt bewirkt ein schwaches Immunsystem, latente Krankheiten, mangelnde Aktivität und Intelligenz der Tiere, abnehmende Fruchtbarkeit und immer kürzere Lebenserwartung, bis die Rasse schließlich an Überzüchtung ausstirbt. Ein Horrorszenario für jeden Züchter und Tierhalter. Aber wie lässt sich dieser Mangel an genetischer Vielfalt bei einem einzelnen Tier feststellen? 

Das Maß für den abnehmenden Genpool ist der coi-Wert. Der coefficient of inbreeding wird über alle Generationen bis zur Foundation (=Gründungsgeneration) berechnet. Dieser Wert kann bei geschlossenen Zuchtbüchern aufgrund von Zucht immer nur steigen.
Wenn sich das Rad der Inzuchtdepression zu drehen beginnt, dann wird ab einem bestimmten coi-Wert eine Abwärtsspirale in Gang gesetzt, die sich dann sehr rasant von einer Generation zur nächsten beschleunigt und beim Aussterben der Rasse endet. 

Das passiert immer wieder, egal, ob Nutztier oder Haustier und wird bei Hunden und anderen Arten seit ca. 1900 systematisch erforscht. Um der Misere Herr zu werden, hat man Kennzahlen für die Inzucht entworfen:
Das Inbreeding des einzelnen Tieres bezogen auf die letzten (meist 4 oder 5) Generationen und das complete inbreeding, bezogen auf alle soweit bekannten Generationen.

Man hat entdeckt, dass sich die Abwärtsspirale ab einem complete inbreeding (coi) von 10% zu drehen beginnt. Bis zu einem coi von 5% sind die Tiere noch langlebig und fruchtbar, die Sterblichkeit der Nachkommen bis 10 Tage nach der Geburt ist kein Thema und die Individuen sind vital, immunstabil und intelligent. Bis coi 10% geht es auch noch einigermaßen gut, aber über diesem Wert lassen sich Probleme nicht mehr leugnen. Ein coi von 12,5% bedeutet, dass der Genpool dieses Individuums so homozygot, d.h. gleichgeschaltet ist, wie der von Halbgeschwistern! 

Der coi der Maine Coon liegt im Durchschnitt bereits bei über 16%. Gemäß wissenschaftlicher Erkenntnisse also schon deutlich in der Abwärtsspirale und mit sehr hohen Risiken für schwerwiegende Gesundheitsschäden. 
Und das sieht auch jeder Tierarzt.

Die gute Nachricht: Das Zuchtbuch der Maine Coon ist nicht geschlossen, sondern offen! Das bedeutet, dass unverzüchtete Tiere aus USA, die dem Rassestandard entsprechen, zur Zucht zugelassen werden können. Diese Tiere werden nicht nur optisch beurteilt, sondern auch gesundheitlich, soweit es medizinisch möglich ist. 


Tierarztberichte:

Hohes Inbreeding hat seinen Preis! Und das in doppelter Hinsicht: 

für den Kunden und für die Tiergesundheit. 

Als Beispiel sei hier der Riesenwuchs angeführt:  

Die ursprüngliche MCO war lange nicht so groß und schwer, wie das was uns heute oft angeboten wird: Der Durchschnitt der Katzen lag bei 4 kg und jener der Kater bei 6 kg. Natürliche Schwankungen gab es immer, sowohl nach oben, als auch nach unten. Wenn Tiere auf Größe gezüchtet werden, treten eine ganze Reihe von gesundheitsschädlichen Beeinträchtigungen auf. Patellasehnen reißen öfter, da die Gelenke bei einem Sprung aus 2 Meter Höhe das Gewicht der Katze nicht mehr abfedern können. Auch Hüftoperationen von degenerierten Gelenken sind keine Seltenheit. Die Tiere leiden schon früh und vor allem unbemerkt an Gelenksentzündungen, sie verbringen den Tag am liebsten mit möglichst wenig Bewegung. Wird die Atritis bemerkt, dann gibt es Dauermedikation, bis das Tier oft viel zu früh  eingeschläfert werden muss. Einen weiteren Zuchtschaden im Zusammenhang mit Tiergröße hat mir ein berliner Tierarzt berichtet: auf Größe gezüchtete Maine Coons mit reihenweise Darmverschluss, denen man nicht wirklich helfen kann, da sie an einer angeborenen Darmträgheit leiden. Eine OP des Darmverschlusses löst das Problem nicht, es kommt wieder und das Tier stirbt trotzdem. Anfangs treten solche und andere Krankheiten noch recht lokal auf. Werden Tiere durch Zucht verbreitet, so wandern mit den Tieren auch ihre Gendefekte in fernere Gebiete und richten so immer größeren Schaden im Genpool an.

Wohlgemerkt: All diese Tiere sind gemäß ihrer Gentests und sonstigen Untersuchungen zum Zeitpunkt des Verkaufs gesund und werden auch als "gesund" verkauft. Meiner ganz persönlichen Meinung nach handelt es sich beim Züchten von MCOs auf Riesenwuchs eindeutig um Qualzucht!